„I fear all we have done is to awaken a sleeping giant.“
Der zweite Weltkrieg hat Europa fest im Griff – die Vereinigten Staaten haben sich aber bisher tunlichst aus diesem Konflikt heraus gehalten. Das ändert sich schlagartig, als die japanische Luftwaffe einen gnadenlosen Angriff auf den amerikanischen Stützpunkt Pearl Harbor startet. Michael Bays Weltkriegsdrama Pearl Harbor ist ein Film, bei dem jeder Nicht-Amerikaner verzweifelt den Kopf schütteln muss – und nicht nur, weil Ben Affleck die Hauptrolle spielt.
Mein Hauptkritikpunkt an diesem Film gleich vorweg: Ein Film, der Pearl Harbor heisst, endet, wenn Pearl Harbor fertig ist. Ein bisschen Epilog, mit Begräbnissen und Rumgeschluchze darf gern noch sein – aber das ganze Zeug mit der Doolittle Raid hätte ich nicht gebraucht. Vorallem, da uns Michael Bay den Einsatz, bei dem doch immerhin Bomben auf Japan geworfen wurden, so ganz undifferenziert zeigt. Mit Armeepropaganda à la Transformers oder patriotischer Selbstbeweihräucherung im Stile von Argo kann ich mich noch gerne abfinden, aber wenn Opfer unter den Teppich gekehrt werden und man generell darauf verzichtet, in so einer Frage einen nicht ganz so subjektiven Standpunkt einzunehmen, dann nerve ich mich tierisch.
Auch bei den Figuren versagt Pearl Harbor. Einerseits gibt es zuviele davon, von denen nur wenige wirklich etwas zum Film beitragen. Was zur Hölle ist die Aufgabe von Cuba Gooding Jr. in diesem Film? Andererseits schafft es Bay auch nicht, seine drei Protagonisten Affleck, Beckinsale und Hartnett vernünftig einzusetzen – die lasche 0815-Schnulze, die Bay da zur Rahmenhandlung aufbaut, ist höchstens lächerlich. Zum Glück entschädigt die Action für die strapazierten Nerven. Denn wenn Bay etwas hinbekommt, dann ist es die Action. Der Angriff auf Pearl Harbor ist packend und eine der faszinierendsten Actionszenen von Bay. Und das will etwas heissen.

Wenn sich Michael Bay für einen Film entschuldigen sollte, dann für den. Und nicht für Armageddon. Der war nämlich erste Sahne – Pearl Harbor dagegen ist einfach nur grässliche und vorallem schlechte Kriegspropaganda, auf die Bay noch eine extrem schnulzige Love Story schmiert.