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The Force Awakens, die Neunte.

Eine Lektion, die ich mir irgendwann zu Herzen nehmen werde. Nicht aber heute.

Was bisher geschah: IIIIIIIVVVIVIIVIII

Die Vorgeschichte: Meine Freundin und ich haben im vergangenen Jahr beschlossen, dass wir uns in London den neuen Star Wars-Film ansehen würden. Als jemand, der im Kino arbeitet und pro Jahr unzählige Filme sieht, wollte ich den Kinostart von Star Wars: The Force Awakens speziell feiern. Also haben wir Flugtickets für ein Wochenende in London gebucht und beschlossen, dass wir den Film am Samstag sehen würden. Um welche Zeit war eigentlich nicht wichtig, aber im BFI IMAX, dem coolsten Blockbusterkino Londons sollte es bitte sein. So weit der Plan. Dann ging alles schief.

Heute um 9 Uhr (in London um 8 Uhr) ging also der Vorverkauf für die Tickets los. Ich freute mich tierisch.

Dass die Website vom Kinobetreiber ODEON dabei ein bisschen ins Ruckeln geriet, war eigentlich zu erwarten. Schliesslich reden wir von Star Wars. Aber irgendwie dauerte das alles sehr sehr sehr lange. Erst nach 10 Minuten konnte ich die Vorstellung anwählen, nur um dann zu erfahren, dass man den Server gleich komplett gekappt habe.

Was dann folgte, war ein langsamer, aber steter Fall in den Wahnsinn.

Meine Versuche, Tickets zu kaufen, scheiterten in der Folge immer wieder am überlasteten oder gleich ganz gekappten Server. Hatte ODEON etwa vergessen, um welchen Film es sich da handelt? Logisch wird es da einen Ansturm geben! Leute!

Ich hatte mir den Tag freigeräumt, aber fest damit gerechnet, dass ich spätestens am Nachmittag wieder in meine Vorlesung gehen könnte. Daraus wurde nichts. Ich bat ODEON um Einsicht.

Verzweiflung machte sich breit.

Und dann versuchte ich es wieder, nur um etwa die dritte Fehlermeldung zu erhalten. Meine Nerven lagen offiziell blank. In meiner Verzweiflung gab ich mich dem Zynismus hin und suchte nach einer Erklärung,

Ich versuchte noch immer, die Aufmerksamkeit von ODEON auf mich zu ziehen. Vergebens.

Kurz vor 10 Uhr, nachdem ich schon eine Stunde am Warten war, machten sich erste aggressive Gefühle bemerkbar.

Ich hatte die Kontrolle über mein Leben verloren.

Ich zog in Erwägung, Opfer dunkler Verschwörungen geworden zu sein.

Ein weiteres Fehlermeldungsfenster gab nun meinem Browser und falschen Cookie-Einstellungen die Schuld. Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen.

Keine Antwort. Vielleicht von einem anderen Account?

Ich war allmählich bereit, aufzugeben.

In mir kochte es.

Mein Umfeld machte sich schon grosse Sorgen.

Die Website raubte mir langsam den letzten Nerv.

Derweil machte sich meine Freundin Sorgen, dass ODEON uns dafür für immer aus ihrem Kino verbannen würde. Ich bemühte mich darum, das zu verhindern und beschloss, meinen neuen Freunden gut zuzureden und mich kompromissbereit zu zeigen.

Keine Reaktion. Und so gab ich mich, anderthalb Stunden seit meinem ersten Versuch, wieder der Verzweiflung hin.

Ich zog Alternativen in Erwägung.

Vielleicht würde ODEON mir die Plätze ja vor Ort buchen? Ein dummer Gedanke, aber ich wartete ja auch schon fast 2 Stunden auf meine Tickets.

Nach zwei Stunden reagierte ODEON erstmals auf einen meiner Tweets. Ich nutzte die Gelegenheit und unterbreitete ihnen ein Angebot…

…nicht ohne ihnen gleichzeitig klarzumachen, womit sie es zu tun hatten:

Zweieinhalb Stunden waren mittlerweile vergangen und das Buchen der Tickets war noch immer nicht möglich.

Und dann kam wieder eine Reaktion, die eigentlich nichts sagte.

Mittlerweile schalteten sich um mein Wohl besorgte Twitterfreunde ein.

Keine Reaktion, der Server war noch immer down und ich gab langsam die Hoffnung auf, dass das noch besser würde.

12.15 Uhr. Drei Stunden und 15 Minuten wartete ich bereits. Noch immer nichts.

Mittlerweile hatte ich beschlossen, Alternativen zu suchen. Ich besorgte uns sicherheitshalber zwei Tickets für Samstagabend im Empire am Leicester Square. Keine grossartigen Plätze aber besser als nichts. Keine Wartezeit, keine Serverüberlastung.

Ich schielte noch immer darauf, am Samstagmorgen den Film im BFI IMAX sehen zu können.

Erneute Versuche, fast vier Stunden nach Start des Vorverkaufs, ergaben wieder eine Fehlermeldung, die mir sagte, dass ich die Tickets sonst auch am Box Office holen könne.

Sogar aus den UK wurde mir mittlerweile Mut zugesprochen. Das änderte nichts an der Tatsache, dass der Server auch 5 Stunden später noch immer lahm lag.

Um 13.45 gab ich es dann offiziell auf. Vielleicht werde ich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal wegen Tickets schauen, aber für heute war es vorbei.

  • Alice

    Herrlich unterhaltsam, wenn man da so unbeteiligt zuschauen darf.
    Ich mag die ganzen besorgten Reaktionen xD

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  • FrauZimt

    Leicester Square ist immer noch DER Ort, an dem man in London Kinopremieren sieht. Daher: Alles prima!

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  • eay

    In Zukunft wird es heißen: „Wo warst du als Owley Star Wars-Tickets kaufen wollte?“

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  • Silencer

    Ach ja, das alte Problem: Der Server geht in die Knie, weil alle wie blöde klicken, also klicke ich mal wie blöde, in der Hoffnung, dass ich irgendwann durch komme.

    Das Szenario kenne ich aus dem Job, bei Anmeldeverfahren an Hochschulen. Die haben da gigantische Servercluster, die von der Last her das ganze Semester Däumchen drehen. Dann kommen die „wer-zuerst-kommt-mahlt-zuerst“ Windhundverfahren für die Anmeldung zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen, und plötzlich ist durch die Dauerklickerei von ein paar Tausend Leuten die Serverlast um einen vierstelligen Faktor höher als normal. Diese Hochlastsituationen lassen sich nicht abfangen, jedenfalls nicht, wenn man nicht Google oder Amazon ist.

    Im Prinzip siehst Du hier die Spieltheorie bei der Arbeit: Jeder versucht für sich das beste rauszuholen, verschlechtert aber dadurch die Gesamtsituation für alle und damit auch für sich selbst. Ein schlecht auflösbares Dilemma.

    Der einzige Weg das zu beheben: Man akzeptiert über Wochen Voranmeldungen (das verhindert die Hochlastsituation und ist faier auch gegenüber Leuten aus anderen Zeitzonen) und lost dann aus. Erstaunlicherweise wird gerade dieses Verfahren aber von den Leuten als unfairer Empfunden als das Zusammenbrechen der Server durch Klickorgien.

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